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frobese goes sustainable

In kleinen Schritten auf dem Weg zum großen Ziel

Miriam Kleiberg
Miriam Kleiberg

Consultant

21.09.2021 Lesedauer ca. 13 Min.

Bei frobese beschäftigen wir uns seit kurzer Zeit intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit und loten Möglichkeiten aus, Nachhaltigkeit im Unternehmen fest zu verankern. Damit schließen wir uns der allgemeinen positiven Entwicklung an. Denn Nachhaltigkeit nimmt in vielen Bereichen einen immer höheren Stellenwert ein – sei es auf politischer Ebene wie im privaten Lebensbereich. Bewegungen wie Fridays for Future zeigen, dass das Thema Nachhaltigkeit in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Gleichzeitig tragen diese Bewegungen zu einer fortlaufenden Sensibilisierung bei.

Das spiegelt sich in Umfragen zur Nachhaltigkeit wider. Dort geben die Befragten regelmäßig an, den Begriff Nachhaltigkeit und dessen Bedeutung zu kennen.(1) Oftmals setzen die Befragten dabei Nachhaltigkeit mit Umweltschutz oder mittlerweile Klimaschutz gleich. Andere assoziieren damit Begriffe, wie „verantwortungsvolles und zukunftsorientiertes Handeln“ und „verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen“.(2) Immer mehr Menschen geben bei diesen Umfragen an, bei ihrer eigenen Lebensgestaltung bewusst auf Nachhaltigkeit zu achten. Dabei reicht das Spektrum der Lebensbereiche vom privaten Konsum, über Mobilität und Reisen bis hin zu Geldanlagen.(3)

Daraus lässt sich ableiten, dass Nachhaltigkeit nicht eindimensional ist, sondern sehr viele unterschiedliche Facetten hat. Dadurch fällt es aber auch schwer, das Thema in seiner Gesamtheit zu erfassen.

Etappe 1: Nachhaltigkeit im gesellschaftlichen Kontext verstehen Etappe 1: Nachhaltigkeit im gesellschaftlichen Kontext verstehen

Interessanterweise ist Nachhaltigkeit kein neues Phänomen. Die ursprüngliche Definition stammt aus dem 18. Jhd. und beinhaltet den Umgang mit natürlichen Ressourcen – konkret in der Forstwirtschaft.(4) Bereits damals herrschte also schon die Erkenntnis vor, dass menschliches Handeln im Einklang mit dem Ökosystem stehen muss. Seitdem hat sich die Welt weiterentwickelt. Industrialisierung und Globalisierung haben dazu beigetragen, dass die Herausforderungen komplexer geworden sind. Daher reicht auch der moderne Begriff der Nachhaltigkeit deutlich weiter.

Nachhaltigkeit ist zunächst der Endzustand, der erreicht werden soll. Der Weg dorthin ist der Prozess der nachhaltigen Entwicklung. In ihrem Bericht „Our Common Future“ hat die Brundtland Kommission 1987 nachhaltige Entwicklung wie folgt beschrieben: „Sustainable development is development that meets the needs of the present without comprimising the ability of future generations to meet their own needs.“(5)

Eine nachhaltige Entwicklung hat demnach zum Ziel die höchstmögliche Lebensqualität zu gewährleisten – und zwar auf zwei Ebenen. Die offensichtliche ist die intergenerationelle Ebene: eine Generation darf ihre Lebensqualität nicht auf Kosten zukünftiger Generationen erhalten oder steigern. Etwas weniger offensichtlich ist die intragenerationelle Ebene, die beinhaltet, dass dies einzelne Bevölkerungsteile innerhalb einer Generation ebenso wenig auf Kosten anderer Bevölkerungsteile tun dürfen.

Natürlich ist der Begriff „Lebensqualität“ subjektiv und kann unterschiedlich ausgelegt werden, dennoch gehören einige zentrale Elemente dazu (Aufzählung nicht abschließend):

  • Verfügbarkeit und Nutzbarkeit von natürlichen Ressourcen,

  • Zugang zu sauberem Trinkwasser, Nahrung und medizinischer Versorgung,

  • ausreichender Wohnraum,

  • ein gewisses Maß an ökonomischen Wohlstand,

  • Bildung,

  • Gleichberechtigung.

Viele dieser Punkte finden sich in den 17 Sustainable Development Goals der UN wieder, die einen globalen Action Plan bilden und den einzelnen Ländern eine Vorlage für ihre eigenen nationalen Nachhaltigkeitsstrategien bieten.(6)

Die nachhaltige Entwicklung hat zum Ziel diese Dinge miteinander in Einklang zu bringen und die Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft im Gleichgewicht zu halten. Dennoch wird der Klimaschutz/ Umweltschutz stark im Thema Nachhaltigkeit fokussiert – aus einem einfachen Grund, da ökonomisches Wachstum und gesellschaftliche Entwicklung nur in einem intakten Ökosystem funktionieren. Auf der anderen Seite kann der Erhalt des Ökosystems nur erreicht werden, wenn die gesellschaftlichen und ökonomischen Verhältnisse dies zulassen. Können nicht einmal die grundlegenden Bedürfnisse befriedigt werden, dann stehen ökologische Belange meistens hinten an. Geschweige denn, dass Kosten für Klima- oder Umweltschutzmaßnahmen getragen werden können.

Etappe 2: Nachhaltigkeit mit dem unternehmerischen Kontext verbinden Etappe 2: Nachhaltigkeit mit dem unternehmerischen Kontext verbinden

Zu Beginn der Nachhaltigkeitsdebatte lag die Verantwortung hauptsächlich bei politischen Akteuren, mittlerweile rücken auch immer mehr Privatpersonen und Unternehmen in den Fokus.

Unternehmen als Motor der Wirtschaft sind sowohl Teil des Problems als auch Teil der Lösung. Denn viele Unternehmen beschäftigen sich mittlerweile mit dem Thema Nachhaltigkeit, sei es aufgrund von gesetzlichen Vorschriften oder von Marktanforderungen. Beim betrieblichen Nachhaltigkeitsmanagement geht es primär darum, die ökologischen, sozialen und ökonomischen Aktivitäten derart zu steuern, dass die nachhaltige Entwicklung des Unternehmens selbst vorangetrieben wird und es gleichzeitig einen positiven Einfluss auf die nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft und Gesellschaft im Allgemeinen nimmt.(7)

Der soziale Aspekt des betrieblichen Nachhaltigkeitsmanagement zielt darauf ab, die positive soziale Wirkung unternehmerischen Handels zu erhöhen und die damit zusammenhängenden negativen Effekte zu verringern. Der ökologische Aspekt zielt darauf ab, die negativen Auswirkungen auf die Ökosysteme durch das unternehmerische Handeln zu verringern (Reduktion der Umweltbelastung). Die Herausforderung besteht darin ökologische und soziale Aspekte in den ökonomischen Unternehmenszweck zu integrieren. Unternehmen erfüllen in erster Linie einen Wirtschaftszweck. Die Wertschöpfung steht im Mittelpunkt und die Kernkompetenz der meisten Unternehmen hat keinen direkten Zusammenhang mit Nachhaltigkeit.(8)

Es gilt zunächst die Potenziale für nachhaltige Aktivitäten im Unternehmen zu identifizieren, von denen es mit Sicherheit in jedem Unternehmen welche gibt – je nach Branche und Größe des Unternehmens variierend. Die Ausprägung des Nachhaltigkeitsmanagements bzw. der nachhaltigen Aktivitäten muss zu der Situation des Unternehmens passen. Ziele sollten eine gesunde Balance aus Erreichbarkeit und Ehrgeiz besitzen. Nachhaltigkeit ist weder Selbstzweck noch ein Marketinggag und sollte aufgrund seiner Wichtigkeit ehrlich und ernsthaft verfolgt werden, wenn man sich dafür entscheidet.

Ist ein Ziel zu wenig ambitioniert, dann erwecken die Aktivitäten in Bezug auf Nachhaltigkeit den Eindruck auf Greenwashing. Ist ein Ziel hingegen zu ambitioniert und nicht ansatzweise erreichbar, dann werden die Aktivitäten häufig eingestellt, da messbare Ergebnisse fehlen. In beiden Fällen wird im Unternehmen keine Akzeptanz für das Thema Nachhaltigkeit geschaffen.

Um dies zu vermeiden, ist es wichtig sich der Ausgangslage bewusst zu werden und zu analysieren, welche Ansatzpunkte es für das Nachhaltigkeitsmanagement gibt. Häufig wird diese zunächst parallel zum „klassischen“ Management betrieben, da – wie bereits erwähnt – mit Nachhaltigkeit direkt keine Wertschöpfung betrieben werden kann. Ein Nachteil daran ist, dass nachhaltige Aktivitäten immer in Konkurrenz zu anderen Themen stehen und für deren Umsetzung die Frage nach Kosten und Rentabilität gestellt werden.

Wie jede Transformation braucht eine nachhaltige Entwicklung Zeit. Wenn es gelingt, das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen und im Mindset der Mitarbeitenden zu verankern, dann ist es möglich, dass das klassische Management vollständig durch das Nachhaltigkeitsmanagement substituiert wird.

Etappe 3: Den eigenen Weg finden Etappe 3: Den eigenen Weg finden

Am Anfang dieser Transformation befinden wir uns derzeit bei frobese: Was können wir als IT-Beratungsunternehmen in Sachen Nachhaltigkeit tun, wo sind Ansatzpunkte, was können Handlungsfelder sein?

Klar ist, dass wir uns als Unternehmen nachhaltig engagieren wollen. Brauchen wir dafür allerdings direkt eine explizite Nachhaltigkeitsstrategie, ist das zum jetzigen Zeitpunkt sinnvoll und notwendig oder lassen sich die Aktivitäten nicht auch mit dem bestehenden Leitbild vereinen? Letztendlich haben wir uns entschlossen, zunächst auf einen normativen Überbau einer Nachhaltigkeitsstrategie zu verzichten und unsere Nachhaltigkeitsziele sowie -maßnahmen in unser gelebtes OKR-System zu integrieren.

“Wir“ sind in diesem Fall 4 Mitarbeitenden von frobese, die sich aus Interesse an dem Thema Nachhaltigkeit zu einem Arbeitskreis zusammengefunden haben, und unsere Geschäftsführung, die mit ihrem Commitment die Voraussetzung für eine Arbeit an diesem Thema geschaffen hat. Wir teilen die Überzeugung, dass Nachhaltigkeit wichtig ist und jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten Verantwortung übernehmen kann. Wir teilen aber auch die Überzeugung dafür, dass ein Nachhaltigkeitsprofil für frobese an Bedeutung gewinnen wird. Denn sowohl unsere Kunden wie auch Bewerber werden ihrerseits zunehmend darauf achten.

Unterstützt wird unser Engagement dadurch, dass unsere Muttergesellschaft Data Respons der Corporate Responsibility einen hohen Stellenwert beimisst. Data Respons orientiert sich dabei am ESG Rahmenwerk und den UN Sustainability Development Goals.(9) Eine zentrale Zielsetzung ist für Data Respons die CO2-Neutralität als Beitrag zur Nachhaltigkeit.

Dem haben wir uns bei frobese angeschlossen und uns als wichtigstes Ziel ebenfalls die CO2-Neutralität bis 2025 gesetzt. Das heißt wir möchten sukzessive den CO2-Fussabdruck des Unternehmens verringern. Erreicht werden soll dies durch die Reduzierung der Emissionen sowie Kompensationsleistungen für nicht reduzierbare Emissionen. Den Auftakt haben wir mit einer Datenerhebung zum Pendlerverhalten sowie zum Energieverbrauch für das Jahr 2020 gemacht. Auf Basis dieser Daten wird das Reduktionsziel festgelegt und die Handlungsfelder identifiziert. Die Datenerhebung wird in einem jährlichen Rhythmus wiederholt, um die Zielerreichung und die Wirksamkeit der Maßnahmen zu überprüfen.

Eine erste Auswertung der Daten und ein Brainstorming zu möglichen Handlungsfeldern hat bereits stattgefunden. Der Fokus in den nächsten Wochen wird darauf liegen, diese ersten Ideen auf Umsetzbarkeit zu überprüfen und anhand der vorliegenden Daten konkrete Maßnahmen zu erarbeiten, mittels derer das Reduktionsziel erreicht werden soll.

Neben dem “harten” Ziel gibt es noch das “weiche” Ziel, die Aufmerksamkeit bei den Mitarbeitenden für das Thema Nachhaltigkeit zu erhöhen. Denn es gibt schon bereits viele kleine Dinge, die umgesetzt wurden, bspw.

  • Nutzung von Ökostrom an beiden Standorten,

  • auffüllbare Whiteboardmarker,

  • Präsentationsmaterial aus recycelten Materialien,

  • Kauf von aufbereiteter Hardware,

  • Spenden ausgedienter Hardware an Schulen

  • und vieles mehr …

Das wiederum zeigt, dass es eine Basis für Nachhaltigkeit gibt, auf der sich aufbauen lässt.

Eine wichtige Aufgabe wird es daher sein, die kleinen wie großen Erfolge sichtbar zu machen und das Bewusstsein zu schärfen, dass auf allen Ebenen des Unternehmens ein Beitrag geleistet werden kann. Gemeinsam werden wir frobese so Schritt für Schritt auf dem Weg zur Nachhaltigkeit voranbringen.

Quellen und Verweise

(1) Vgl. Ergebnisbericht des Global Survey zu Nachhaltigkeit und den SDGs, Januar 2020, https://www.globalsurvey-sdgs.com/wp-content/uploads/2020/01/20200205_SC_Global_Survey_Ergebnisbericht_deutsch_final.pdf; Bundesverband Die Verbraucher Initiative e.V., Umfrage Nachhaltigkeit – Verbraucher achten auf verantwortungsvolle Unternehmen, 2011, http://www.verbraucher.org/pdf/295.pdf; Zürich Gruppe Deutschland, Bevölkerungsbefragung Nachhaltigkeit 2020, https://www.zurich.de/-/media/project/zwp/germany/docs/downloads/ueber-uns/nachhaltigkeit/2020-09-17-nachhaltigkeit-2020-berichtsband.pdf?la=de-de&rev=614ba97272894b419b4b80f384456ff2&hash=9A2D3A0AE853866E82EBA5CE3F299F38
(2) Vgl. Statista, Umfrage „Was ist Nachhaltigkeit“, Juli 2013, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/262667/umfrage/umfrage-zur-bedeutung-von-nachhaltigkeit/
(3) Vgl. Ergebnisbericht des Global Survey zu Nachhaltigkeit und den SDGs, Januar 2020, https://www.globalsurvey-sdgs.com/wp-content/uploads/2020/01/20200205_SC_Global_Survey_Ergebnisbericht_deutsch_final.pdf; Bundesverband Die Verbraucher Initiative e.V., Umfrage Nachhaltigkeit – Verbraucher achten auf verantwortungsvolle Unternehmen, 2011, http://www.verbraucher.org/pdf/295.pdf; Zürich Gruppe Deutschland, Bevölkerungsbefragung Nachhaltigkeit 2020, https://www.zurich.de/-/media/project/zwp/germany/docs/downloads/ueber-uns/nachhaltigkeit/2020-09-17-nachhaltigkeit-2020-berichtsband.pdf?la=de-de&rev=614ba97272894b419b4b80f384456ff2&hash=9A2D3A0AE853866E82EBA5CE3F299F38
(4) Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung, https://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/politiklexikon/296446/nachhaltigkeit
(5) United Nations, Report of the World Commission on Environment and Development: Our Common Future, 1987, Part I: Common Concerns Chapter 2: Towards Sustainable Development, http://www.un-documents.net/wced-ocf.htm
(6) Vgl. United Nations, Sustainable Development Goals, https://www.un.org/sustainabledevelopment/
(7) BMU/ econsense/ Centre for Sustainability Management (Hrsg.), Prof. Dr. Stefan Schaltegger/ Christian Herzig/ Oliver Kleiber/ Torsten Klinke/ Jan Müller, Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen, 2007, S.10
(8) BMU/ econsense/ Centre for Sustainability Management (Hrsg.), Prof. Dr. Stefan Schaltegger/ Christian Herzig/ Oliver Kleiber/ Torsten Klinke/ Jan Müller, Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen, 2007, S.11
(9) Vgl. Data Respons, ESG, https://datarespons.com/esg/

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Consultant bei der frobese GmbH