Digitalisierung von Weiterbildungen
Wie die Corona-Pandemie die Weiterbildungsbranche verändert
Inhalt
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Weiterbildungsbranche
Somit zeigt sich, dass nicht nur Gastronomie, Kultur und Tourismus unter der Coronakrise leiden, sondern auch die Weiterbildungsbranche hart getroffen ist. Aus- und Weiterbildung ist einer der am stärksten von der Pandemie betroffenen Sektoren. Die meisten in Präsenz stattfindenden Trainings mussten abgesagt werden oder Teilnehmer:innen wurden die Dienstreisen hin zum Schulungsort vom Arbeitgeber nicht genehmigt. Daraus resultieren erhebliche Umsatzeinbrüche. In einer Umfrage unter den Mitgliedern des Wuppertaler Kreis e. V., ein Verband deutscher Weiterbildungsakademien, erwarten 92 % einen Umsatzrückgang. Auch Kurzarbeit macht vor dem Weiterbildungssektor nicht Halt.
Trotz aller negativer Auswirkungen kann die Krise auch als Chance genutzt werden. Noch nie zuvor hatten Mitarbeiter:innen vieler Unternehmen so viel Zeit sich weiterzubilden. So können Unternehmen durch die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter:innen gestärkt aus der Krise hervorgehen.
Digitalisierung in der Weiterbildungsbranche
Doch um diese Chance überhaupt nutzen zu können, müssen Schulungen und Trainings erst einmal wieder möglich gemacht werden. Die in unterschiedlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zeigen, dass Präsenzveranstaltungen so schnell nicht wieder möglich sein werden bzw. jederzeit wieder untersagt werden können. Aus diesem Grund wird zunehmend auf Online-Schulungen zurückgegriffen – Stichwort Digitalisierung. Die Anzahl virtueller Weiterbildungsmöglichkeiten hat zugenommen. Die Pandemie beschleunigt somit die Digitalisierung im Weiterbildungssektor enorm, sodass Entwicklungen anstatt Jahre nur noch Wochen oder Monate dauern.
Worüber sprechen wir hier eigentlich genau? Es geht um online Trainings respektive virtuelle Trainings. Diese unterscheiden sich von klassischen Präsenztrainings nur dadurch, dass sie per Video abgehalten werden, aber dennoch live stattfinden. E-Learning ist ein Überbegriff, der neben solchen Live-Inhalten auch Videos und andere webbasierte Trainingsformate beinhaltet. Eine Kombination von Live-Inhalten und selbstgesteuerten Trainingsformaten ist das Blended Learning.
Die Kehrseite der Digitalisierung
Auch wenn die Digitalisierung eine unglaubliche Chance mit sich bringt, sind mit ihr auch (noch) einige Herausforderungen verbunden. Da aktuell nicht nur Schulungen online stattfinden müssen, sondern auch jegliche Kommunikation mit Kolleg:innen und sogar der Spieleabend mit den Freund:innen, stellt sich für einige eine Art „Zoom-Müdigkeit“ ein.
Auch Passivität stellt ein Problem dar. Die Hemmschwelle sich aktiv zu beteiligen ist größer, wenn man einer Schulung Zuhause vor dem Bildschirm folgt.
Während es den einen an Motivation für digitales Lernen fehlt, so mangelt es anderen schlicht an der technischen Ausstattung. Laut Prof. Dr. Käpplinger kann dies zu einer sozialen Polarisierung führen, das heißt, dass bereits bestehende Probleme durch die Coronakrise noch verstärkt würden.
Hinzukommt, dass es dem:der Trainer:in im virtuellen Raum schwerer fällt, Engagement, Produktivität und Verständnis seitens der Lernenden zu beurteilen.
Auch wenn es vielen Unternehmen aktuell finanziell nicht unbedingt gut geht, fordert die Weiterbildung von Mitarbeiter:innen Investitionen. Gerade diese antizyklischen Investitionen stellen eine Herausforderung dar. Aus diesem Grund fordert der Wuppertaler Kreis e. V. von der Politik eine gesonderte Förderung von Weiterbildungen für Unternehmen.
Digitalisierung als Chance
Trotz aller zuvor genannten Probleme bringt die Digitalisierung von Weiterbildungsangeboten Vorteile mit sich. Bei Schulungen im Videoformat, die also nicht live abgehalten werden, bietet die Unabhängigkeit von Zeit einen großen Zugewinn. Darüber hinaus ist die Ortsunabhängigkeit vorteilhaft. Dadurch können Teilnehmer:innen lernen (wann und) wo sie möchten.
Eine gute Nachricht für Anbieter von Schulungen ist der gestiegene Bedarf. Durch die Coronakrise steigt die Unsicherheit aller und die Orientierung nimmt gleichzeitig ab. Insbesondere Manger:innen benötigen Coaching und Training.
Wie eingangs erwähnt, sind wir nicht nur in unserer Freizeit durch den Ausfall von Konzerten und Weihnachtsmärkten betroffen, sondern auch zahlreiche Wirtschaftssektoren leiden unter der Pandemie. Einige Unternehmen kommen nicht ohne Personalkürzungen durch die Krise, so dass Menschen ihre Jobs verlieren. Weiterbildungseinrichtungen können an dieser Stelle nicht nur eine Chance ergreifen, sondern auch aktiv die negativen Folgen der Pandemie bekämpfen, indem sie Arbeitslosen mit Schulungen eine neue Perspektive geben.
Somit lässt sich schlussfolgern, dass digitale Trainings eine ganze Menge an Vorteilen mit sich bringen und in Zeiten von Social Distancing unerlässlich sind. Doch bevor jetzt versucht wird, „einfach so“ die Inhalte eines Präsenztrainings in ein digitales Format zu „gießen“, sollten einige Punkte beachtet werden, um den zuvor genannten Herausforderungen begegnen zu können.
Tipps zu Digitalisierung von Trainings
An erster Stelle sollte diskutiert werden, ob Themen relevant sind bzw. welche Themen vor dem Hintergrund der Coronakrise an Relevanz gewonnen haben. Aktuelle Themen sind zum Beispiel „Führung in Zeiten von Home Office“ oder auch „Compliance im Home Office“.
Wie auch bei einem Präsenztraining darf eine Vorstellungsrunde aller Teilnehmer:innen und Trainer:innen nicht fehlen. Insbesondere im virtuellen Raum ist es schwerer das Eis zwischen fremden Menschen zu brechen. Hier kann bereits ein „Icebreaker“ eingebaut werden, indem beispielsweise die Teilnehmer:innen dazu aufgefordert werden, ihren Hintergrund in der Schulungssoftware oder am heimischen Arbeitsplatz mit einem Bild zu versehen, dass sie als Person beschreibt.
Da es in Online-Schulungen häufig schwerer ist, sich über einen langen Zeitraum zu konzentrieren, sollte ein Training in kurzen Einheiten von wenigen Stunden anstatt eines ganzen Tages erfolgen. Um die Konzentration aufrecht zu erhalten, sollten darüber hinaus regelmäßig Pausen eingebaut werden. Dazu eignet sich die 50-10-Regel, die vorgibt, dass alle 50 Minuten eine 10-minütige Unterbrechung eingelegt wird. Um die während der Pause unangenehme Stille zu unterbrechen, bietet es sich an, Musik zu spielen, die außerdem auch das Ende der Unterbrechung signalisiert.
Wie bereits erwähnt, ist es bei einem digitalen Format nicht möglich, die Teilnehmer:innen zu bitten, gemeinsam Ideen auf einem Flipchart zu sammeln.
46 % der Teilnehmer:innen der VDI-Umfrage wünschen sich Live-Inhalte.
Es wurde bereits zuvor erläutert, dass Mitarbeiter:innen für die zunehmende Digitalisierung geschult werden sollten. Dabei dürfen nicht die Trainer:innen selbst außer Acht gelassen werden, denn auch für viele von ihnen ist die digitale Durchführung von Trainings Neuland. Bevor Trainer:innen also Weiterbildungen im digitalen Raum anbieten, sollten sie sich selbst dafür schulen lassen. So konnte bereits im Fachmagazin „Arbeit und Arbeitsrecht“ ein Anstieg der Nachfrage an einer Schulung zum „Zertifizierten Live-Online Trainer“ verzeichnet werden.
Umsetzung in der Praxis
frobese geht mit gutem Beispiel voran und hat ihr Trainingskonzept völlig umgekrempelt. Auch das Design Thinking Training wird nun in digitaler Form durchgeführt, um die agile Methode den Teilnehmer:innen nahe zu bringen.
Vor dem Training wurde erst einmal die Technik mit dem Kunden gemeinsam geprüft. Um die Konzentration während der gesamten Trainings aufrechtzuerhalten, wurden die Inhalte in kürzeren Intervallen mit vielen Pausen vermittelt.
Mit Hilfe der Software GoToTraining konnten die Trainer Oleg und Felix die Aktionen der Teilnehmer:innen sehen und anleiten. Mittels Breakout Rooms war es den beiden Trainern möglich, die Gruppen separat voneinander die Aufgaben durchführen zu lassen und zu moderieren.
Damit die Teilnehmenden nicht zwei Tage auf den Bildschirm schauen mussten, wurden alle Übungen mit analogen Materialien, wie Papier, Stiften und Lego, ausgeführt. Diese Utensilien wurden den Teilnehmer:innen vorab in einem „Care-Paket“ zugeschickt.
Gemeinsame Trainingsregeln wurden im Vorfeld definiert, um zu vermeiden, dass sich z. B. gegenseitig ins Wort gefallen wird. So konnten Fragen und Anmerkungen im Chat der Videokonferenz-Software gesammelt werden.
Das positive Feedback zeigt, dass auch im digitalen Raum erfolgreich gelernt und kreative Lösungsansätze erarbeitet werden können.
Fazit
Nun werden sich einige die Frage stellen, ob sich der Aufwand, der mit einer Digitalisierung von Weiterbildungsangeboten einhergehen kann, lohnt. Ja, das tut es! Zum einen scheint uns Social Distancing angesichts der verschiedenen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie und der einsetzenden Geöhnung daran noch länger zu beschäftigen. Zum anderen war die Digitalisierung von Trainings bereits vor der Pandemie nichts vollkommen Neues. 95 % der Teilnehmer:innen einer Umfrage der EU sind der Meinung, dass der Einsatz von Technologie in der Bildung einen „point of no return“ darstellt. Das heißt, dass auch „nach Corona“ der Weiterbildungssektor nicht wie „vor Corona“ aussehen wird.
Wir als frobese it-akademie sind durch unsere tägliche Arbeit remote im Home Office in der Anwendung virtueller Tools wie Microsoft Teams oder Miro geübt - von dieser Erfahrung können Sie und ihr Team in unseren virtuellen Trainings profitieren. Als IT-Dienstleister sind wir Spazialisten in Bezug auf Software, die uns bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen unterstützt. Daher bieten wir Ihnen die Möglichkeit an, unsere Trainings in virtueller Form abzuhalten, sodass sich Ihr Team trotz Social Distancing weiterbilden kann.
Quellen
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Referenzen